Dog & Talk - Auf eine Gassirunde mit Dr. Janey May

Dein Podcast für bedürfnisorientiertes Zusammenleben mit Hund

#107: Handfütterung

Im Hundetraining wird Handfütterung insbesondere dann zum Thema, wenn es um die Herausforderungen nicht so kooperationsfreudiger Hunde geht – sei es aufgrund von Tierschutzgeschichte, Ängstlichkeit oder anderen Interessen. Heute schaue ich mir gemeinsam mit Samaria von Wickis starke Pfotenteams die verschiedenen Facetten der Handfütterung und ihre Auswirkungen auf die Bindung zwischen Menschen und ihren Hunden an.
Foto von Fabian Gieske auf Unsplash

Handfütterung als Bindungsinstrument:
Die erste Intention vieler Menschen hinter der Handfütterung ist klar – Nähe schaffen und den Hund enger an den Menschen binden. Doch wie entsteht eigentlich Bindung? Gerade für eine sichere Bindung sind neben Nähe und Bindungshormonen, Bedürfnisbefriedigung, Selbstwirksamkeit und die Möglichkeit, Entscheidungen treffen zu können essenziell. Eine sichere Bindung entsteht nicht durch noch mehr Abhängigkeit. Im Leben unserer Hunde wird schon das Allermeiste durch uns Menschen bestimmt. Das Leben unserer Hunde wird bereits größtenteils von uns Menschen bestimmt, und dieses Machtgefälle sollte nicht noch weiter auf Kosten ihrer Selbstwirksamkeit gehen. Ganz klar ist außerdem – Bindung entsteht nicht durch Angst. Dafür werfen wir einen Blick auf einen bekannten Versuch aus der Sozialpsychologie.

Der Approach-Avoidance-Konflikt
Der Approach-Avoidance-Konflikt wurde von dem Sozialpsychologen Kurt Lewin eingeführt. Es handelt sich dabei um eine Situation, in der es um eine Entscheidung geht, die auf ein Ziel ausgerichtet ist (Futter aus der Hand nehmen), und dabei sowohl erwünschte (Futter als Grundbedürfnis) als auch unerwünschte Aspekte (die Angst vor der fremden Person) enthält. Der Konflikt beinhaltet also den Zwiespalt zwischen Annäherung und Vermeidung. Der Konflikt wird in der Forschung eingesetzt, um gezielt Angst hervorzurufen und beobachten zu können. Das bedeutet: einen Hund gezielt in eine Situation zu bringen, in der er sich zwischen Hunger haben und Angst haben entscheiden muss, ist alles andere als fair. Und: bei der Handfütterung geht es um das lebensnotwendige Grundbedürfnis Nahrung. Wir stellen den Hund vor Entscheidungen, vor die er in seinem sicheren Zuhause nicht gestellt werden sollte.

Handfütterung im Tierschutz
Tierschutzorganisationen, die auf Handfütterung setzen, haben mit Sicherheit gute Intentionen und denken, dass die Verbindung von Futter und Mensch dem Hund dabei helfen kann, Ängste zu verlieren. Es ist bei einem ängstlichen Hund aber nicht so, dass diese Verknüpfung überhaupt entstehen kann, die Angst ist viel zu groß. Im Gegenteil: Es kann zu Aggressionsverhalten kommen, zu Ressourcenverteidigungsproblemen, zur Verbindung einer hohen Erregungslage mit Futter, zu Trennungsstress – durch die starke Verknüpfung des Menschen an das Grundbedürfnis zu essen, oder auch zu einer Abwertung vom Futter, so dass es nicht mehr als Verstärker eingesetzt werden kann.

Achte auf den Kontext: Tierschützer*innen haben oft mit freilebenden Tieren zu tun, also Hunden, die draußen leben und dort Nahrung angeboten bekommen. Diese Hunde haben meistens Wahlmöglichkeiten, noch andere Nahrungsquellen aufzusuchen, falls die Fütterungsweise in ihnen einen Konflikt hervorruft. Hunde, die in einer Wohnung leben und deren einzige Möglichkeit, für Futter der Mensch ist, haben das nicht.

Mangelnde Entscheidungsfreiheit:
Methoden wie der „Nichts im Leben ist umsonst“-Trend, bei dem Hunde sich ihr Futter selbst verdienen müssen, können zu einem Mangel an Autonomie führen. Dies ist besonders problematisch, da viele Grundbedürfnisse des Hundes dabei vernachlässigt werden.

Es gibt andere Möglichkeiten
Es existieren Alternativen zur Handfütterung, um einem ängstlichen Tierschutzhund Sicherheit zu vermitteln. Die Option, das Futter dort zu nehmen, wo sich der Hund wohlfühlt, sollte immer gegeben sein. Auch bei der Art und Weise können wir Wahlmöglichkeiten schaffen: wenn wir das Futter in einer Futterlandschaft zur Verfügung stellen wollen, sollte es immer die Option geben, einfach so fressen zu können, z.B. aus einem Napf, vom Boden, etc. Auch die medizinische Komponente sollte nicht außer Acht gelassen werden: Tierschutzhunde mit dem Label „lässt sich nicht trainieren“ haben oft ein gesundheitliches Problem. Angstlösende Medikation kann ebenfalls eine Chance sein.

Ist Handfütterung also problematisch? In einer Welt ohne Optionen oder mit regelmäßiger Angstkonfrontation ist die Lebensqualität beeinträchtigt. Hunde sollten die Wahl haben, ihre Nahrung in einem für sie sicheren und angenehmen Rahmen zu sich nehmen zu können. Behalte immer im Blick: es geht um die Lebensqualität deines Hundes.

 

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Über Samaria: Samaria Wicki ist zertifizierte Hundetrainerin und lebt in Engen im wunderschönen Hegau in Baden Württemberg. Dort betreibt sie eine mobile Hundeschule: Wickis starke Pfotenteams. Ihr ist eine evidenzbasierte und wissenschaftliche Herangehensweise an Themen sehr wichtig.

Du findest sie über diese Links: https://wickis-starke-pfotenteams.de/ und https://www.instagram.com/wickis_starke_pfotenteams/
 

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