Dog & Talk - Auf eine Gassirunde mit Dr. Janey May

Dein Podcast für bedürfnisorientiertes Zusammenleben mit Hund

#164 - Leben mit Angsthund

Angst ist kein Ungehorsam

Diese Folge dreht sich um das Zusammenleben mit einem Angsthund, denn das ist für die meisten Menschen mit Einschränkungen, Stress und oft auch einem schlechten Gewissen verbunden. Deshalb habe ich darüber gesprochen, wie du mit anderen Menschen und ihren Kommentaren umgehen kannst, worauf du im Training mit deinem Hund achten solltest und warum es so wichtig ist, auch auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.  

Hier kannst du diesen Podcast als Video ansehen: https://youtu.be/YwL9Lsz0e1A

Klischee Angsthund
Beim Thema Angsthund ploppt häufig gleich die Schublade Auslandstierschutz auf – völlig ungerechtfertigt. Jeder Hund, egal ob als Welpe vom Züchter, von einer „entspannten“ Rasse oder aus dem örtlichen Tierheim, kann ein Angsthund sein. Der Vorwurf, dass die Person einen Fehler gemacht haben muss, wenn der Hund nicht aus dem Tierschutz kommt, wird aber gleich mittransportiert. Doch das Verhalten ist multifaktoriell bedingt: Genetik, Entwicklung (auch, was hat auf die Mutter eingewirkt hat) und Erlebnisse,  sowie Krankheiten, Schmerzen, Unfälle können eine Rolle spielen. 

Umgang mit anderen
Besonders häufig sind Menschen, die mit Angsthund zusammenleben, auch mit Kommentaren und fehlendem Verständnis von anderen konfrontiert. So heißt es dann oft, der Hund würde Grenzen austesten oder auf der Nase herumtanzen. Hier fehlt es einerseits an Wissen über die Körpersprache des Hundes und zum anderen am Perspektivwechsel. Wichtig für dich ist zu entscheiden: wo stecke ich Energie in Aufklärung rein und wo ziehe ich eine Grenze, weil die Person ohnehin nicht empfänglich dafür ist? Du bist Expert*in für deinen Hund – mache das dir und anderen Personen klar.  

Eigene Ressourcen im Blick behalten
Und genauso wichtig ist es auch an anderen Stellen, die eigenen Ressourcen zu beachten. Wie kannst du Entlastung für dich schaffen oder aus dem Gedankenkarussel aussteigen? Kann jemand einen Nachmittag lang aufpassen? Und auch, wenn der Tag dann nicht perfekt ist für deinen Hund: wenn du dadurch zu Kräften kommst und dann wieder für ihn da sein kannst, ist das extrem wichtig. Genauso kannst du vielleicht bei anderen Personen mit Angsthund versuchen, sie zu entlasten und ihr schlechtes Gewissen, weil sie oft eingeschränkt sind, zu minimieren. 

Endlos Training?
Auch, wenn es sich oft anfühlt, als gäbe es keine Fortschritte: tracke eure kleinen Erfolge und feiere euch dafür. Und wenn es tatsächlich nicht vorangehen, oder gar rückläufig sein sollte, hole dir unbedingt weitere Impulse. Trainingsumsetzung, Schmerzen, Stoffwechselerkrankungen und Ernährung sind Themen, die man ebenfalls überprüfen muss. Und obwohl ich großes Verständnis für Hilflosigkeit und Überforderung im Zusammenleben mit Angsthund habe: aus dieser Hilflosigkeit heraus dann hemmende und bestrafende Trainingsmethoden zu wählen, ist unfair dem Hund gegenüber, der sich nicht ausgesucht hat, bei uns zu wohnen.  

Perfekt gibts nicht
Gerade beim Angsthund ist Perfektion fehl am Platz: Wichtig ist, dass du die Schnittmenge zwischen euren Bedürfnissen findest, wo auch du Platz hast. Denn du machst das großartig: ohne dich läuft nichts. 

 Hier findest du die angesprochene Folge über Medikation in der Verhaltenstherapie: https://open.spotify.com/episode/7heKZzroQhxkLXhpqWpVWV?si=YB8SZLFgTkiDp1SWfZKqSA



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