Hier kannst du diesen Podcast als Video ansehen: https://youtu.be/MmX9n_9MzjI
Was bedeutet Qualzucht eigentlich?
Der Begriff „Qualzucht“ ist zwar geläufig, taucht im Gesetz jedoch nicht als solcher auf. Stattdessen spricht §11b des Tierschutzgesetzes davon, dass das Züchten von Tieren verboten ist, wenn bei deren Nachkommen erblich bedingte Schmerzen, Leiden oder Schäden zu erwarten sind. Gemeint sind also gezielte Zuchten, bei denen Tiere aufgrund bestimmter äußerlicher Merkmale oder körperlicher Eigenschaften gesundheitliche Einschränkungen in Kauf nehmen müssen – etwa durch:
Diese Defekte können sich massiv auf das Wohlbefinden, die Kommunikation und das Sozialverhalten der Tiere auswirken – denn wenn Körperteile fehlen oder ihre Funktion nicht erfüllen, ist zum Beispiel die Körpersprache und artspezifisches Verhalten eingeschränkt.
Wie erkennt man Schmerzen bei Tieren?
Eine der größten Herausforderungen ist: Tiere zeigen Schmerzen oft nicht deutlich. Besonders chronische Schmerzen, wie bei der Scottish Fold Katze oder dem Cavalier King Charles Spaniel, werden leicht übersehen. Viele dieser Tiere wirken eher ruhig oder zurückhaltend, dabei leiden sie häufig an Migräne-ähnlichen Kopfschmerzen, verursacht durch Missbildungen im Kopfbereich oder bei der Scottish Fold massive Knorpelschäden und dadurch bedingte Arthrose.
Zur Schmerzbeurteilung nutzen Tiermediziner*innen unter anderem das sogenannte „Schmerzgesicht“: Dabei wird die Mimik des Tieres anhand einer Skala bewertet. So lässt sich zumindest ansatzweise objektiv feststellen, ob ein Tier unter Schmerzen leidet.
Die Folgen: Mehr als „nur“ körperliches Leid
Neben den physischen Problemen führen viele Qualzuchtmerkmale auch zu Verhaltensauffälligkeiten. Tiere, die ständig Schmerzen haben, ziehen sich zurück, entwickeln Ängste – oder zeigen Aggression, wenn sie berührt werden. Besonders dramatisch: Viele dieser Tiere werden aufgrund des sogenannten Kindchenschemas häufiger gestreichelt, was ihren Stress und Schmerz weiter verstärkt. Durch die geringe Körpergröße ist die Hemmschwelle viel geringer und Menschen neigen vermehrt dazu sie anzufassen.
Was tut die Stabstelle Tierschutz?
Die Stabstelle der Landestierschutzbeauftragten Baden-Württemberg unter der Leitung von Dr. Julia Stubenbord leistet wichtige Aufklärungsarbeit. Dr. Mariana Peer und ihr Team beraten Tierärzt*innen, Hundetrainer*innen und politische Entscheidungsträger*innen, organisieren Weiterbildungen und informieren Bürger*innen über tierschutzrelevante Themen.
Durch die Aufklärungsarbeit entstand die Idee dies weiter auszubauen und gezielt über Qualzuchten aufzuklären. Es wurde ein Film gedreht, Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht und Flyermaterial bundesweit verteilt.
👉 Hier geht’s zum Film
👉 Infomaterial zur Kampagne
Warum gibt es trotz Verbot noch so viele Qualzuchten?
Obwohl der §11b bereits 1986 eingeführt wurde, sind Qualzuchten heute populärer denn je. Dafür gibt es mehrere Gründe:
Warum kein generelles Zuchtverbot?
Ein pauschales Zuchtverbot klingt zunächst sinnvoll – in der Praxis ist es jedoch schwer umzusetzen. Statt bestimmte Rassen zu verbieten, kommt es vermehrt zu Kreuzungen mit neuem Namen, die das Problem nicht lösen, sondern verschleiern. Auch eine geplante Novelle des Tierschutzgesetzes ist durch den Regierungsbruch bislang gescheitert.
Was kann ich selbst gegen Qualzuchten tun?
Zunächst: Verantwortung beginnt beim eigenen Verhalten. Wer ein Tier adoptieren möchte, sollte sich gut informieren und folgende Punkte beachten:
Und auch im Alltag gilt: Aufklären statt verurteilen. Viele Menschen mit Qualzucht-Tieren sind sich der Hintergründe gar nicht bewusst. Schuldzuweisungen helfen niemandem – sachliche Information, z. B. im Freundeskreis oder auf Social Media, aber schon.
Was muss sich politisch ändern?
Dr. Mariana Peer nennt vier zentrale Hebel, um das Thema besser in den Griff zu bekommen:
Ein herzlicher Dank an Dr. Mariana Peer für dieses wichtige Gespräch – und die tägliche Arbeit für den Tierschutz!
Dr. Mariana Peer ist Stellvertretende Landestierschutzbeauftragte
Fachtierärztin für öffentliches Veterinärwesen und Fachtierärztin für Tierschutz
Die HP der Landesbeauftragten für Tierschutz BW, Dr. Julia Stubenbord, von ihr aus geht u.a. die Kampagne „Frei Schnauze – Erkenne Qualzucht“, Flyerpakete für TA-Praxen hier per Mailanfrage erhältlich, alle QZ-Aufklärungsflyer + Poster rund um QZ darf man auf der HP auch gerne herunterladen J : Die Landesbeauftragte für Tierschutz: Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Qualzucht Evidenz Netzwerk, eine Datenbank mit fundierten Infos rund um QZ: Home – QUEN Qualzucht-Database
Die HP der hessischen Landestierschutzbeauftragten, Dr. Madeleine Martin, auf der HP eine ganze Bibliothek voller Gerichtsurteile rund um Tierschutz, gut leserlich zusammengefasst: Datenbank zur Recherche von Tierschutzrechtsfällen | tierschutz.hessen.de
Die angesprochenen Instagram-Profile: @stabsstelle_tierschutz und @tieraerztin_mariana_peer
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Hier kommst du zu meinem Null Euro Webinar „Ist das Stress, oder braucht der Erziehung?“ ein https://www.dogs-connection.de/null-euro-webinar-stress-lass-nach-2024/
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